Nr. 27 Lafnitztal – Neudauer Teiche

Größe: 1.184,5 ha

Bezirke des Natura 2000-Gebietes: Hartberg-Fürstenfeld

Gemeinden des Natura 2000-Gebietes: Wenigzell, Vorau, Waldbach-Mönichwald, Sankt Lorenzen am Wechsel, Rohrbach an der Lafnitz, Lafnitz, Sankt Johann in der Haide, Rohr bei Hartberg, Neudau, Burgau, Bad Blumau, Fürstenfeld

Lafnitztal – Neudauer Teiche:

Mit dem Europaschutzgebiet Lafnitztal - Neudauer Teiche wurde ein in vielerlei Hinsicht bemerkenswertes Gebiet, nach der Flora-Fauna-Habitat- sowie Vogelschutzrichtlinie, unter Schutz gestellt. Zahlreiche Lebensraumtypen sowie die dazugehörigen Arten dieses besonderen Gebietes sind in höchstem Maß gefährdet. Der geschützte Bereich umfasst den gesamten Wasserkörper der Lafnitz sowohl auf der steirischen als auch auf der burgenländischen Seite. Dazu kommen noch einzelne Abschnitte des Talraumes, die einen besonders hohen Anteil an Wiesenflächen aufweisen. In Summe wurden auf steirischer Seite ca. 1200 ha und auf burgenländischer Seite knapp 600 ha unter Schutz gestellt.

Lafnitztal Sommeraspekt Lafnitztal Winteraspekt

Kurvig…

Die Lafnitz entspringt südlich, oberhalb von Wenigzell an den nördlichen Abhängen des Masenbergmassivs. Nach Aufnahme von zahlreichen weiteren kleinen Gebirgsbächen entwickelt sich die Lafnitz rasch zu einem munteren Gebirgsbach bzw. Gebirgsfluss mit etwa 2500 Litern pro Sekunde mittlerer Durchflussmenge zum Zeitpunkt des Austritts aus dem kristallinen Grundgebirge bei Rohrbach an der Lafnitz. Ab diesem Zeitpunkt ändert sich das Angesicht des Flusses schlagartig. Der gestreckte Gebirgsfluss verliert schnell an Fließgeschwindigkeit und bildet plötzlich stark gewundene Mäanderstrecken, die von breiten Gehölzgürteln begleitet werden.

MäanderschlingenUferbegleitgehölz

Dynamisch…

Das Lafnitztal ist bekannt für seinen auf weiten Strecken unberührten Flusslauf (dies gilt v. a. für den Mittellauf zwischen Rohrbach an der Lafnitz und Rudersdorf). Das abnehmende Sohlgefälle und der Uferbewuchs bewirken eine Verringerung der Strömungsgeschwindigkeit und fördern das Absetzen von Sedimenten im Uferbereich. Das ist der Grund warum die Lafnitz nicht an der tiefsten Stelle des Tales fließt (so genannter Dammuferfluss). Ein weiteres Charakteristikum für die naturnahen Fließgewässerabschnitte und deren Gewässerdynamik sind Erscheinungen wie Abrasion an Prallhängen und Anlandung von Material an den Gleitufern, wodurch das Gewässer ständig seinen Lauf verändert. Diese heute schon selten gewordenen Sonderhabitate sind wichtige Bruthabitate für geschützte Vogelarten wie Eisvogel (gräbt seine Brutröhren in Prallhänge) oder Flussregenpfeiffer (legt seine Eier auf schottrige Anlandungen).

PralluferEisvogel

Ausufernd…

Zwischen den Ortschaften Lafnitz und Wörth an der Lafnitz befindet sich auf einer Länge von knapp 20 km keine einzige Siedlung im Talbereich. Hier kunden nur vier außer Betrieb stehende Mühlen von menschlicher Bautätigkeit. Diese Gegend des Lafnitztales ist daher auch bei Ruhe suchenden Touristen äußerst beliebt. Bis in die frühen 1980er Jahre trat der Fluss fast jährlich über die Ufer. Dies, und der Umstand, dass die Lafnitz über Jahrhunderte hinweg die Grenze zwischen Österreich und Ungarn bildete, ist die Ursache warum das Gebiet einstmals als reines Wiesengebiet bewirtschaftet wurde. Erst seit etwa 30-40 Jahren hat auch im „Tal der Mäander" der Ackerbau Einzug gehalten. Der überwiegende Teil der Flächen wurde seit damals umgebrochen oder (die nassen Flächen) aufgeforstet. Dennoch blieben an der Lafnitz größere Bereiche erhalten, die heute noch die jahrhunderte alten Wiesenflächen tragen.

Überschwemmungsfläche Wiesen & Aufforstungen

Selten…

Zwei besondere, wie gleichermaßen gefährdete Wiesentypen sind die Pfeifengraswiesen und die mageren Flachlandmähwiesen. Von den traditionell einmähdig bewirtschafteten (Streuwiesen) Pfeifengraswiesen sind nur noch wenige Hektar in der Steiermark erhalten geblieben. Die bedeutendsten Vorkommen dieses Lebensraumes im steirischen Voralpenraum liegen hier im Lafnitztal. Aufgrund der Seltenheit dieser Wiesentypen ist es kaum verwunderlich, dass viele darin vorkommende Arten ebenfalls hochgradig gefährdet sind.

PfeifengraswieseMagere Flachland-Mähwiese

Blütenreich…

Typische und auffallende Pflanzenarten der oben beschriebenen Pfeifengraswiesen sind z. B. die Sibirische Schwertlilie (Iris sibirica), der Lungenenzian (Gentiana pneumonanthe), der Sumpfabbiss (Succsisella inflexa), der Sumpf-Bertram (Achillea ptarmica), die Trollblume (Trollius europaeus), der Schlangenknöterich (Persicaria bistorta), das Preußische Laserkraut (Laserpitium prutenicum) oder die Gelbe Taglilie (Hemerocallis lilioasphodelus). Das Lafnitztal stellt somit einen wichtigen Rückzugsraum für zahlreiche gefährdete Pflanzenarten dar.

Sibirische Schwertlilie Gelbe Taglilie

Flatterhaft…

Die Lafnitztalwiesen sind auch Herberge vieler seltener Tierarten bzw. Tiergruppen. Hervorzuheben sind zwei Schmetterlingsarten, der Helle (Maculinea teleius) und der Dunkle Wiesenknopf-Ameisenbläuling (Maculinea nausithous). Beide nach der FFH-Richtlinie streng geschützten Arten sind strikt an den Großen Wiesenknopf gebunden, der als Nahrungspflanze für die Raupen und Nektarquelle für die erwachsenen Falter dient. Die Raupen der beiden Arten leben in Gemeinschaft mit zwei Knotenameisenarten (Myrmica rubra & M. scabrinodes) und verbringen das Winterhalbjahr in deren Nester. Sie werden geduldet, da sie in Form und Geruch der Ameisenbrut gleichen und außerdem ein süßes Sekret abgeben, dass von den Ameisen begeistert aufgenommen wird.

Dunkler Wiesenknopf-Ameisenbläuling Heller Wiesenknopf-Ameisenbläuling

Tierisch…

Natürlich gibt es auch eine große Anzahl anderer Tierarten, die das Lafnitztal beleben. Das Spektrum reicht von Fledermäusen und anderen Säugetieren über Vogelarten, Amphibien, Reptilien und Fischen bis hin zu Insekten und Spinnentieren. Hervorzuheben ist neben seltenen Fischarten wie dem Zingel (Zingel zingel) und Streber (Zingel streber) das mittlerweile wieder häufige Vorkommen von Biber (Castor fiber) und Fischotter (Lutra lutra). Auch für bejagte Wildtiere wie Rehe (Capreolus capreolus), Hirsche (Cervus elaphus), Wildschweine (Sus scrofa) oder Hasen (Lepus europaeus) bietet das Lafnitztal gute Lebensräume. Im Jahr 2010 konnten bei Untersuchungen sogar Insektenarten gefunden werden, deren Vorkommen in der Steiermark und sogar Österreich unbekannt war.

BiberFeldhase

Federvieh…

Für Vogelarten ist das Lafnitztal nicht nur ein bedeutendes Brut- und Habitat- sondern auch Rastgebiet während dem Zug. Weiß- und Schwarzstorch nutzen die Flächen als Nahrungshabitate. Neben diversen seltenen Durchzugsgästen bis hin zum Kranich, sind die Silberreiher (Egretta alba), die sich im Herbst und Frühjahr oftmals zu Dutzenden im Gebiet aufhalten besonders auffallend. Bedeutende Brutvogelvorkommen gibt es u. a. vom Kiebitz (Vanellus vanellus), Schlagschwirrl (Locustella fluviatilis) und Eisvogel (Alcedo atthis).

Kiebitz Silberreiher

Neudauer Teiche

Nahe der Ortschaft Neudau, etwa in der Hälfte des mittleren Lafnitztales liegt mit den Neudauer Teichen das aus ökologischen Gesichtspunkten wohl bedeutsamste Teichgebiet der Oststeiermark. Das etwa 50 Hektar große Teichareal liegt umrandet von Eichen-Föhrenwäldern sowie Fichtenforsten auf einem, das Lafnitztal westlich begrenzenden, niedrigen Hügelzug. Rechtlich betrachtet sind die Neudauer Teiche Teil des Europaschutzgebietes Lafnitztal, naturräumlich sind sie aber von diesem getrennt und auch Lebensräume und Arten sind hier andere anzutreffen als im Talraum der Lafnitz. Einige Tiergruppen haben hier regional, einzelne Lebensgemeinschaften und Arten (wie der Moorfrosch, Rana arvalis wolterstorffi) sogar national und darüber hinaus gehend bedeutsame Vorkommen. Eine nähere Gebietsbeschreibung finden sie hier.

FuchsschweifteichMoorfrösche
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